Ausgerechnet Vanity Fair

Heute morgen stolperte ich über einen Blog-Artikel, dessen Titel meine Aufmerksamkeit erregte:
“Heil Hitler, Herr Friedmann” steht da.

Auch wenn der Autor/die Autorin des Artikels falsch zitiert (Michel Friedman schreibt sich nur mit einem n), ist doch sehr interessant, wovon er/sie berichtet, nämlich einem Interview, das für das Blatt Vanity Fair am 4. Oktober gehalten wurde: Michel Friedman interviewt Horst Mahler. Eine erstaunliche Gesprächszusammensetzung.

Die Form des Interviews, von Vanity Fair betitelt mit: “So spricht man mit Nazis”, ist umso erstaunlicher. Ist das Blatt, dessen Name etwa mit “Jahrmarkt der Eitelkeit” übersetzt werden kann, doch eher für seichtes Hochglanz-Celebrity-Entertainment bekannt.

Ich zitiere aus der Einleitung:

Soll man so ein Interview veröffentlichen? Hilft man damit einem Wahnsinnigen, andere anzustecken?
Nein. Neonazis hören Mahler zu, weil er ihren Irrsinn philosophisch veredelt. Er vertritt eine extreme Minderheit. Aber in Sachsen und in Mecklenburg-Vorpommern sitzt die NPD schon im Landtag.

Wir veröffentlichen dieses Interview, weil wir glauben, dass es eine bessere Bloßstellung der deutschen Rechtsextremen nie gegeben hat – auch wenn er Dinge sagt, die in Deutschland verboten sind: Mahler leugnet den Holocaust und benutzt den Hitler-Gruß. (Michel Friedman hat nach dem Interview als Privatperson Strafanzeige gegen Horst Mahler erstattet, Red.)

Die folgenden Passagen sind eine wortgetreue Wiedergabe des kompletten Gesprächs. Mahler hat darauf verzichtet, den Text vor der Veröffentlichung zu autorisieren. Wir haben darauf verzichtet, ihn sprachlich zu glätten.

Ich will auch gar nicht große Kommentare dazu abgeben, sondern nur die Empfehlung aussprechen, es zu lesen, auch wenn es viel ist. Der Spiegel mag es ja für einen “Tabubruch” halten, aber ich kann der Vanity Fair nur rechtgeben, dieses Interview zu veröffentlichen. Herr Friedman ist übrigens in Buchstabenform nicht halb so anstrengend wie im Fernsehen.

Besonders möchte ich Euer Augenmerk auf etwas lenken, was Friedman zum Schluss dann doch nicht thematisiert. Zunächst auf der sechsten Seite des zweiten Teils:

M.F.
Dann haben Sie gesagt: “Raus! Zurück in die Türkei!”
H.M.
Ja, richtig.
M.F.
Haben Sie gesagt.
H.M.
Aber ich habe nicht gesagt, dass jeder Moslem … Es gibt auch Deutsche, die zum Moslem …
M.F.
Ich habe auch nicht gesagt “jeder Moslem”.
H.M.
Sie haben “Religionszugehörigkeit” gesagt.
M.F.
Wollen Sie Islamisten in Deutschland, auch wenn sie deutsche Staatsbürger sind?
H.M.
Na, selbstverständlich. Als deutsche Staatsbürger sind sie hier und haben das Recht, hier zu sein. Ganz egal, was sie denken und was sie tun.

Das hört sich ja fast nach Multi-Kulti an. Am Ende bekommt man aber noch zu hören, wie sich Mahler das mit der deutschen Staatsbürgerschaft vorstellt. Überrascht ja auch nicht, da er die Bundesrepublik ja nicht anerkennt.

H.M.
Ich sage es Ihnen mal: Israel ist ein Raubgebilde, ist noch kein Staat. Sie eignen sich ein Territorium an, das Ihnen nicht gehört.
M.F.
Nicht “Sie”, ich bin nicht Israel, ich bin deutscher Staatsbürger. Wie Sie übrigens.
H.M.
Verstehe.
M.F.
Schmerzt Sie das eigentlich?
H.M.
Nee, nee, Herr Friedman, das ist ein Irrtum.
M.F.
Schmerzt Sie das?
H.M.
Sie sind kein deutscher Staatsbürger, das ist eine Illusion.
M.F.
Ach, ich bin kein deutscher Staatsbürger?
H.M.
Nein, sind Sie nicht.
M.F.
Warum nicht?
H.M.
Sie sind nicht in Deutschland geboren, Sie sind nicht von deutscher Familie, also deutschen Blutes. Sie sind nach Deutschland gekommen und haben hier vielleicht den Pass der Bundesrepublik Deutschland – und das ist nicht der deutsche Staat. Die deutsche Staatsangehörigkeit kann nur verliehen werden vom Deutschen Reich. Das ist seit dem 23….

2 Gedanken zu „Ausgerechnet Vanity Fair

  1. “Auch wenn der Autor/die Autorin des Artikels falsch zitiert (Michel Friedman schreibt sich nur mit einem n),”
    Der Hinweis ist berechtigt, Asche auf mein Haupt, ich habe diesen Fehler korrigiert.
    smoel (männlich ;-))
    http://smoel.wordpress.com/

  2. Pingback: Mahler muss in den Knast « Hirnbloggade

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