Mahler muss in den Knast

So, wie tagesschau.de vermeldet muss Horst Mahler zumindest wegen seines Hitlergrußes beim Antritt seiner letzten Haftstrafe vor einem Jahr wieder ins Gefängnis. Sechs Monate (die Staatsanwaltschaft hatte neun Monate verlangt).

So langsam, wie die Mühlen der Justiz mahlen (nein ich mache jetzt keinen Kalauer über Mahler und mahlen…), wird er aber vermutlich wieder auf freiem Fuß sein, bevor er dann wegen seiner Handlungen und Äußerungen im Interview mit Michel Friedman (hoffentlich) wieder verurteilt wird.

Welches Interview? Na das, das ausgerechnet Vanity Fair abgedruckt hat…

Google als Cracker-Tool

Das ist mal eine verrückte Geschichte:

  1. Blog wird von einem Cracker lahmgelegt.
  2. Blogbesitzer (der übrigens größtenteils über Computer-Sicherheit bloggt) macht sich auf die Suche, wie der Cracker das geschafft hat.
  3. Blogger findet einen Account den der Cracker angelegt hat, denkt sich: wäreinteressant, das Passwort dieses Accounts zu kennen.
  4. Blogger holt sich den MD5-Hash des Passworts (in diesem Format merkt sich die Blog-Software WordPress, wie die Passwörter lauten) aus der Datenbank und versucht, es zu knacken. Mit klassischen Crackermitteln (verschiedene Wörterbuchsuchen) -> kein Erfolg
  5. Blogger gibt den Hash bei Google ein. An erster Stelle von Googles Ergebnis : eine Stammbaumseite, die sich mit dem Namen “Anthony” beschäftigt.
  6. Blogger versucht “Anthony” als Passwort -> stimmt!

Schlussfolgerung: Wenn ein Passwort all zu gewöhnlich ist, kann es also durchaus sein, dass es zu anderen Zwecken von anderen Menschen bereits genutzt wurde, und dass die unendlichen Weiten der von Google indizierten Daten auch den Hash des Passworts beinhalten.

Falls Ihr jetzt unruhig werdet: Einer der Leser des betroffenen Blogs hat ein nettes kleines Script geschrieben, dass aus Klartext Google-Suchanfragen nach den entsprechenden Hashes erzeugt, die sich dann per Copy & Paste in den Browser packen lassen. Nettes Spielzeug.

Sammelklage Vorratsdatenspeicherung

Ich habe mich gerade der Sammel-Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz zur Einführung der Vorratsdatenspeicherung, das am 9.11.2007 im Bundestag verabschiedet wurde, angeschlossen.

Ich empfehle als Lektüre: 5-Minuten-Info: Vorratsdatenspeicherung

und als Aktion (wer hätte es gedacht?): Beteiligen Sie sich an der Sammelklage gegen die Vorratsdatenspeicherung (nur noch bis 24.12.2007)

Erfahrungsbericht mit "Open Source Laptop" von Dell

Meine liebe Frau ist seit gestern stolze Besitzerin eines Laptops. Und mir wurde das große Vergnügen zu Teil, das Gerät auszuwählen und für die Benutzung durch meine Frau vorzubereiten.
Da Dell ja inzwischen PCs und Laptops mit vorinstalliertem Ubuntu, der GNU/Linux – Distribution, die ich seit 2004 verwende vertreibt (und zu der ich meine Frau auch Anfang letzten Jahres bekehrt habe), war Dell meine erste Anlaufstelle. Ein wenig Preise verglichen, zufriedengestellt (wirkt sich tatsächlich auch preislich aus, das Betriebsystem nicht bezahlen zu müssen…) und bestellt.
Es handelt sich um einen Inspiron 6400n, Ubuntu 7.04 “Feisty Fawn” war vorinstalliert. Das ist zwar nicht die ganz aktuelle Version (seit Mitte Oktober gibt es 7.10 “Gutsy Gibon”), aber aktuell genug. Da es gleich um WLAN gehen wird, der Informationshalber noch den Onboard WLAN-Adapter: “Intel Pro Wireless 3945 (for Celeron Processor)”. Das System bootete ohne Mucken und startete mit dem obligatorischen ersten Login nach der Neuinstallation. Sprache, Zeitzone, Tastaturbelegung festgelegt – fertig.
Nun ging es natürlich ans eingemachte: Ans Netz mit der Kiste – und zwar über WLAN und WPA2-verschlüsselt!
Das flutscht auch so einfach wie Eis essen (muss ich übrigens auch bald mal wieder machen). Oben rechts wartet bereits das Network-Manager-Applet darauf, dass man ihm sagt, in welches Netz eingewählt werden soll. Weiterlesen

Ausgerechnet Vanity Fair

Heute morgen stolperte ich über einen Blog-Artikel, dessen Titel meine Aufmerksamkeit erregte:
“Heil Hitler, Herr Friedmann” steht da.

Auch wenn der Autor/die Autorin des Artikels falsch zitiert (Michel Friedman schreibt sich nur mit einem n), ist doch sehr interessant, wovon er/sie berichtet, nämlich einem Interview, das für das Blatt Vanity Fair am 4. Oktober gehalten wurde: Michel Friedman interviewt Horst Mahler. Eine erstaunliche Gesprächszusammensetzung.

Die Form des Interviews, von Vanity Fair betitelt mit: “So spricht man mit Nazis”, ist umso erstaunlicher. Ist das Blatt, dessen Name etwa mit “Jahrmarkt der Eitelkeit” übersetzt werden kann, doch eher für seichtes Hochglanz-Celebrity-Entertainment bekannt.

Ich zitiere aus der Einleitung:

Soll man so ein Interview veröffentlichen? Hilft man damit einem Wahnsinnigen, andere anzustecken?
Nein. Neonazis hören Mahler zu, weil er ihren Irrsinn philosophisch veredelt. Er vertritt eine extreme Minderheit. Aber in Sachsen und in Mecklenburg-Vorpommern sitzt die NPD schon im Landtag.

Wir veröffentlichen dieses Interview, weil wir glauben, dass es eine bessere Bloßstellung der deutschen Rechtsextremen nie gegeben hat – auch wenn er Dinge sagt, die in Deutschland verboten sind: Mahler leugnet den Holocaust und benutzt den Hitler-Gruß. (Michel Friedman hat nach dem Interview als Privatperson Strafanzeige gegen Horst Mahler erstattet, Red.)

Die folgenden Passagen sind eine wortgetreue Wiedergabe des kompletten Gesprächs. Mahler hat darauf verzichtet, den Text vor der Veröffentlichung zu autorisieren. Wir haben darauf verzichtet, ihn sprachlich zu glätten.

Ich will auch gar nicht große Kommentare dazu abgeben, sondern nur die Empfehlung aussprechen, es zu lesen, auch wenn es viel ist. Der Spiegel mag es ja für einen “Tabubruch” halten, aber ich kann der Vanity Fair nur rechtgeben, dieses Interview zu veröffentlichen. Herr Friedman ist übrigens in Buchstabenform nicht halb so anstrengend wie im Fernsehen.

Besonders möchte ich Euer Augenmerk auf etwas lenken, was Friedman zum Schluss dann doch nicht thematisiert. Weiterlesen

Westerwelles Koalitionsrunde-Gag

Volker Pispers bezeichnet in der aktuellen Fassung seines Programmes Franz Müntefering als einen sehr geschätzten Kollegen im Kabarettisten-Fach.

Guido Westerwelle gibt sich jetzt anscheinend Mühe, das selbe Lob einzuheimsen. So sagte er gestern über den Ausgang der Koalitionsrunde:

“Diese Regierung wertet es schon als Erfolg, wenn eine Koalitionsrunde ohne Verletzte und gewaltfrei auseinandergeht.” zitiert laut Focus

Schon gar nicht schlecht, Herr Westerwelle! Das können Sie aber besser! So wie 2002, als Sie behaupteten “18” sei ein Wahlprogramm…

Na ja, vielleicht ist doch eher Hartmann von der Tann der neue Stern am Comedy-Himmel, der hat Sie ja damals in der “Berliner Runde” gefragt:

“Herr Westerwelle, sind 18 minus Möllemann sieben?”

Wie behindernde Bedingungen entstehen

Ein schönes Beispiel dafür, wie behindernde Bedingungen entstehen, liefert uns die Bundesregierung: den ePass 2. Wem der Begriff so gar nichts sagt, der kann sich diese Video-Botschaft von Wolfgang Schäuble anschauen.

Wolfgang Schäuble und die Fingerabdrücke

Es geht um die elektronisch gespeicherten Fingerabdrücke. Herr Schäuble erklärt worum es geht:

“Der Vorteil von Fingerabdrücken ist, dass sie so einzigartig sind wie der Mensch selbst und dass sie maschinell geprüft werden können. Bei der Beantragung des Passes müssen die beiden Zeigefinger nur ganz kurz auf einen elektronischen Scanner gelegt werden, um die Fingerabdrücke zu erfassen. Bei einer biometrieunterstützten Kontrolle – z.B. am Flughafen – geht es ähnlich schnell: der vor Ort aufgenommene Fingerabdruck kann mit dem Abdruck im Chip verglichen werden.”

Mal von allen politischen Bedenken (insbesondere gegenüber der Glaubwürdigkeit der Behauptung, die gespeicherten biometrischen Daten würden nach der Speicherung auf dem Chip gelöscht und nicht an zentraler Stelle gespeichert) abgesehen, sind soziale Bedenken bei der Einführung des elektronischen Passes der zweiten Generation.

Die Aussage von Herrn Schäuble, dass Fingerabdrücke “maschinell geprüft werden können” ist nämlich nicht für alle Menschen korrekt. Der CCC Deutschland wies in einem Beitrag vom 16. Oktober darauf hin, “dass weit über 10% der Senioren damit rechnen müssen, keine erfassbaren Fingerabdrücke zu haben. […] Neben den Senioren werden auch intensiv mit den Händen arbeitende Menschen mit derartigen Benachteiligungen zu kämpfen haben.” Dazu kommen noch Menschen, die mit Hautkrankheiten oder allergischen Reaktionen zu kämpfen haben, und deren Fingerabdruck je nach akuter Situation der Haut auf den Fingerkuppen schwankt. Von Menschen, denen es schlicht und einfach an Händen fehlt, einmal ganz zu schweigen.

Diese Menschen erwartet, um es mit den Worten des CCC auszudrücken, “unweigerlich eine Diskriminierung durch verschärfte Kontrollen und lange Wartezeiten.”

Hier wird also eine biologische Abweichung von der Mehrheit in soziale Benachteiligung verwandelt.

Wer diesen letzten Gedanken nicht so ganz nachvollziehen konnte, dem lege ich die Lektüre des zweiten Kapitels meiner Diplomarbeit ans Herz. Und die gibt es hier.

P.S.: Auf die Videobotschaft Herrn Schäubles wurde ich übrigens durch netzpolitik.org aufmerksam.