Dem Steinbrück ihm sein Tacheles

Bisher war ja in der Oberetage der SPD Franz Müntefering derjenige, der sich ab und zu mal in der Öffentlichkeit verplapperte. Am schönsten bei einer Pressekonferenz am 19. August 2006 an der Seite von Frau Merkel:

“Wir werden als Koalition von allen Seiten an dem gemessen, was in Wahlkämpfen gesagt worden ist. Das ist unfair, weil es zwischendurch ein Ereignis gegeben hat, nämlich die Bundestagswahl und die daraus entstandene Koalition.”

Jetzt hat sicher Peer Steinbrück hat sich gesagt: Das kann ich auch! Und deshalb hat er bei Hart aber fair (WebTV) alle Spekulationen, dass es sich beim “Streit” zwischen Kurt Beck und Franz Müntefering nur um ein “Profilierungsinstrument“, “parteitaktische[s] Manöver” oder gar um einen “Fake” handle, ein Ende gemacht, indem er Ihnen recht gab:

“Sie können der SPD nicht abverlangen, einen Kurs weiterzuverfolgen, der sie in den Umfragen fast auf eine Marge zurückwirft, wo wir Mühe haben, in der Politik überhaupt noch vorzukommen.” (zitiert nach tagesschau.de)

Geht zwar kaum noch klarer, aber ich betätige mich doch so gern als Übersetzer:

Klar wollen wir weiter neoliberale Politik gegen unsere Wähler machen, aber Sie können doch nicht von uns verlangen, dies so konsequent und offensichtlich zu tun, dass die uns nicht mehr wählen!

P.S.: Das Wort Tacheles kommt übrigens vom jiddischen tachles was Zweck oder zweckmäßiges Handeln bedeutet. Ob Steinbrücks Aussage tatsächlich zweckmäßig war, kommt darauf an, wer sie gehört hat. Wenn sie von den neuen Verfechtern der Agenda 2010 wie Dieter Hundt gehört wird, sicherlich. Wenn sie von potentiellen SPD-Wählern gehört wird… weiß ich nicht.

Der Taxifahrer aus dem Parallel-Universum

Kennt Ihr Science-Fiction-Geschichten mit Parallelwelten? Wo alles fast ist wie in unserer Welt, die selben Personen vor allem, aber es ist doch alles anders? Die Guten sind böse und umgekehrt?

Der Taxifahrer, mit dem ich gerade unterwegs war, muss aus so einem Parallel-Universum stammen. In seiner Welt kann man nämlich auf einer Fahrt von der Hamburger Innenstadt nach Hamburg-Hamm die politische Lage in Deutschland etwa so zusammenfassen:

  • Jetzt mit der Angela geht wenigstens was.
  • Außerdem hat uns der Eichel 49 Milliarden Euro Schulden hinterlassen, während die Merkel alleine 2006 schon 17 MilliardenEuro€ Gewinn gemacht hat!
  • In der letzten Umfrage auf’m Videotext hatte die Linkspartei 47% !!
  • Wenn die Linkspartei drankommt, dann gute Nacht! Da kann ich mit meinem dänischen Nachnamen aber die Koffer packen! Wenn die das wieder genauso machen wollen wie ’33, lande ich glatt im KZ!
  • Manche heutige Politiker haben auch einfach so die Lager gewechselt! Der Weizsäcker war zum Beispiel früher in der SED! Ich habe eine Zeitung von 1948, da steht drin, dass der 1948 Obersturmbandführer bei der SS war. Und er ist nicht der einzige.
  • So da wären wir. Macht 13 fuffzich, schönen Abend noch.

Bahn – Deutsch, Deutsch – Bahn oder El Belegschaft unido jamás será vencido

Vor ein paar Tagen habe ich mir noch Gedanken darüber gemacht, ob die Bahn nicht neuen Logik-Konzepten experimentiert. Ich glaube, ich habe der Bahn da unrecht getan. Die sprechen einfach eine andere Sprache als wir. Das wurde mir klar, als ich diese Meldung auf tagesschau.de gelesen habe. Da sagt Frau Suckale:

“Wenn wir jetzt nachgeben, dann werden sich bald auch andere Berufsgruppen aus dem Sozialverbund Bahn lösen und die Belegschaft spalten”

Das heißt auf deutsch:

Wenn wir jetzt nachgeben, dann werden sich bald auch andere Berufsgruppen aus ihrer Letargie lösen und die Belegschaft wird sich vereinigen.

Ich verstehe noch nicht alles, was die Bahn so sagt, aber ich arbeite dran. Unsere Vokabelliste umfasst jetzt also:

  1. spalten = sich (solidarisch) vereinigen, zusammenschließen
  2. Sozialverbund Bahn = Ruhe geben

Ich bin ja Pädagoge, habe also einen Bildungsauftrag, daher:
Hausaufgabe

Ergänzen Sie die Vokabelliste um die Begriffe “Tarifeinheit” und “Standortnachteil” anhand der folgenden zwei Zitate (beide von Frau Suckale, zitiert nach der selben Meldung):

“Was wir jetzt erleben, bestätigt uns in unserer Überzeugung, dass wir nur bei Tarifeinheit als erfolgreiches Unternehmen bestehen können.”

“Wenn wir einmal zulassen, dass eine kleine Minderheit mit unverhältnismäßigen Mitteln überhöhte Forderungen durchsetzt und die Tarifeinheit sprengt, werden wir einen enormen Standortnachteil bekommen.”

Python-Nettigkeiten: Logische Verknüpfungen

Ich habe ja gestern schon erzählt, wie angetan ich von den Logik-Strukturen in Python bin. Richtig spannend wird Logik in der Programmierung ja aber erst dann, wenn man nicht nur Wahrheit oder Unwahrheit eines Ausdrucks abfragt, sondern logische Ausdrücke miteinander verknüpft. Und auch hier hat Python ein paar Nettigkeiten zu bieten.

AND

Wie Python den bool’schen Operator AND verarbeitet an folgendem Beispiel:

ausdruckC = ausdruckA and ausdruckB
  • Wenn ausdruckA unwahr ist, wird er zurückgegeben -> ausdruckC ist unwahr, wie gewünscht
  • Wenn ausdruckA wahr ist, wird ausdruckB zurückgegeben -> falls ausdruckB wahr ist, wird ausdruckC wahr, falls nicht, nicht. Wie gewünscht.

OR

OR wird ähnlich raffiniert verarbeitet:

ausdruckC = ausdruckA or ausdruckB
  • Wenn ausdruckA wahr ist, wird er zurückgegeben -> ausdruckC ist wahr, wie gewünscht
  • Wenn ausdruckA unwahr ist, wird ausdruckB zurückgegeben -> falls ausdruckB wahr ist, wird ausdruckC wahr, falls nicht, nicht. Wie gewünscht.

Schick oder?

Man kann diese Verknüpfungen wie gewohnt verwenden, kann aber auch mit Python sehr schlanke Bedingungen formulieren. Weiterlesen

Copyright mal interessant…

Gerade las ich auf slashdot eine sehr amüsante Meldung über ein ebenso amüsantes US-Anwaltsbüro, dessen Verantwortliche recht interessante Ansichten haben, wie weitreichend ihre Urheberrechte an ihrer eigenen Website sind.

Die zwei schönsten Stellen im “User Agreement/Privacy Policy” der Website:
Zitat Nr 1:

Dozier Internet Law, P.C. has a lot of intellectual property on our site. For instance, we are the creators of all of the text on this website, and own the “look and feel” of this website. We also own all of the code, including the HTML code, and all content. As you may know, you can view the HTML code with a standard browser. We do not permit you to view such code since we consider it to be our intellectual property protected by the copyright laws. You are therefore not authorized to do so.

Mein Tipp: Wenn Sie nicht möchten, dass Ihr HTML-Quelltext gelesen wird, dann veröffentlichen Sie Ihn nicht im WWW!
Zitat Nr 2:

We also do not allow any links to our site without our express permission, […]

Schon interessant, nicht wahr? So präsentiert sich also ein Anwaltskanzlei, die sich auf “Internet Law” spezialisiert hat? Sollten die dann nicht ein wenig Ahnung von Urheberrecht haben? Am besten international?
Ich glaube, ich werde nicht Kunde bei denen 😉

Ach so, eins noch:

[Sarkasmus An]

Copyright-Notice: Dieses gesamte Blog ist Urheberrechtlich geschützt. Falls Sie Mitglied irgendeiner Anwaltskanzlei sind, erlaube ich Ihnen nicht, die enthaltenen Texte zu lesen, da ich sie als mein geistiges Eigentum ansehe.

[Sarkasmus Aus]

Python-Nettigkeiten: Logische Strukturen

Ich beschäftige mich in letzter Zeit ein wenig mit der Programmiersprache Python. Ich werde zwar vermutlich Java immer verbunden bleiben, aber gerade als GNOME-User, denkt man sich immer wieder:
Hach, was wäre es nett, Python zu beherrschen!

Also begann ich, ein wenig mit Python herumzuspielen und ein kleines Tool für meine Frau zu programmieren. Mal davon abgesehen, dass ich erstaunt bin, wie schnell ich “working code” mit einer Programmiersprache hervorbringen konnte, die ich zu diesem Zeitpunkt erstmals verwendete, dachte ich immer wieder: Hach, wie nett!
Einer dieser Momente war, als ich feststellte, wie schlank und unkompliziert Logikstrukturen in
Python abgebildet werden können.

Jeder Wert in Python kann als logischer Wert verwendet werden. Die bool’schen Werte true und false werden in Python also gar nicht benötigt. Logische Wahrheit wird in Python schon durch Datentypen mit Inhalt repräsentiert. z.B. 1, “Hirnbloggade”, [Listenelement], 4.5 etc.
Logische Unwahrheit wird durch quasi “leere” Werte wie z.B. None, 0, [] oder “” repräsentiert.

Das ermöglicht, dass man oft zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Weiterlesen

Kühlaggregat für das Gehirn?

Eine vierköpfige Gruppe japanischer Wissenschaftler hat bei der WIPO einen Patentantrag für einen “brain-cooling apparatus to be buried in skull” (zu deutsch in etwa: Kühlungsapparatur, die in den Schädel eingepflanzt werden soll) eingereicht.

Das Problem, dass mit dieser Erfindung gelöst werden soll, stellt sich im “Abstract” des Antrages sinngemäß etwa folgendermaßen dar: Bei aussergewöhnlichen Erregungszuständen zerebraler Nervenzellen ( z.B. bei einem epileptischen Anfall) steigt die Temperatur der betroffenen Hirnregion an.
Die beschriebene Apparatur, soll nun das betreffende Areal kühlen. Die Apparatur besteht aus einem Kühler (in Form einer Metallplatte oder eines Drahtes), der in den Schädel eingepflanzt wird, einem Wärmerohr sowie einem Radiator. Das eine Ende des Wärmerohrs wird mit dem Kühler verbunden, das andere mit dem Radiator, der offenbar an der Schädeloberfläche befestigt werden soll.

Welche Wirkung sich die vier Antragssteller von dieser Kühlung versprechen, ist dem Abstract leider nicht zu entnehmen. Der vollständige Patentantrag selbst, mit den einzelnen Claims liegt leider nur auf japanisch vor, dass ich nicht beherrsche. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass Weiterlesen

Google und klar strukturierte Webseiten

Findet Ihr, Google ist eine gut strukturierte Seite? Übersichtlich und leicht zu bedienen?

Finde ich auch. Vor allem ist sie nicht mit jede Menge anderen Krams vollgepackt, zwischen dem man den eigentlichen Inhalt kaum noch findet.

Dass dies anders wäre, wenn Google selbst darauf angewiesen wäre, von der Google Suchmaschine aufgenommen und gut plaziert zu werden, zeigt dieses schöne Beispiel, dass ich auf slashdot gefunden habe:

What if Google Had to Design For Google?

GUI-Design via EEG-Analyse? Microsoft und die Hirnwellen

Anscheinend hat Microsoft für den Nachfolger von Vista einiges vor. Jedenfalls haben sie in den Staaten jetzt einen Patentantrag eingereicht, bei dem es um ein Verfahren geht, Hirnstrommessungen (EEG) auszuwerten, die bei der Bedienung von Computern vorgenommen wurden. Mit den ausgewerteten Daten will Microsoft in Zukunft wohl die Interaktion mit Computern optimieren.

Wie das Invention Blog von New Scientist berichtet, versucht die Redmonder Software-Schmiede wohl, damit das Problem zu umgehen, dass man schlecht über sich selbst und seine Arbeitsweise Auskunft geben kann, während man konzentriert mit genau dieser Arbeitsweise mit einem Computer interagiert.

Mal davon abgesehen, dass ich Ideenpatente wie dieses ablehne, hier noch ein Tip an Microsoft:

Wenn Sie eine möglichst den Bedürfnissen des Users angepasstes User-Interface entwickeln wollen, entwickeln Sie ein möglichst modulares Interface, bei dem der User selbst bestimmen kann, wie er mit dem Computer interagieren möchte. Vielfalt und Flexibilität sind die Zauberwörter. Falls Sie ein paar Ideen brauchen: http://www.freedesktop.org

A, wenn nicht A – Die Bahn und die Logik

In der klassischen Logik funktioniert der Satz “A, wenn nicht A” nicht. Er würde nämlich bedeuten, dass ein bestimmter Sachverhalt A gegeben ist, wenn er nicht Gegeben ist. Und das klappt ja nun aus offensichtlichen Gründen nicht.

Außer bei der Bahn. Die können das. Die können sagen:

Ja, liebe GDL, ihr bekommt einen eigenständigen Tarifvertrag, dieser muss sich aber “konflikt- und widerspruchsfrei in das DB-Gesamttarifsystem” einpassen.

Heißt also soviel wie: Eigenständiger Tarifvertrag ja, aber nur wenn er nicht eigenständig ist.

Sinn ergibt diese Aussage nur, wenn man davon ausgeht, dass die Bahn die GDL falsch verstanden hat. Falls die Bahn dachte, dass die GDL den selben Vertrag wie TransNet und die anderen haben wollen, ihnen aber wichtig ist, dass oben “Speziell für die GDL” draufsteht. Aber so viel Unverstand mag ich der Bahn nicht unterstellen. Bleibt also nur, dass die Bahn mit neuer Logik experimentiert.

Das wirklich Verwunderliche daran ist, dass so viele Menschen diese Logik zu verstehen scheinen…

P.S.: Das Bild ist übrigens schamlos von tagesschau.de geklaut, äh, herverlinkt…