Mahler muss in den Knast

So, wie tagesschau.de vermeldet muss Horst Mahler zumindest wegen seines Hitlergrußes beim Antritt seiner letzten Haftstrafe vor einem Jahr wieder ins Gefängnis. Sechs Monate (die Staatsanwaltschaft hatte neun Monate verlangt).

So langsam, wie die Mühlen der Justiz mahlen (nein ich mache jetzt keinen Kalauer über Mahler und mahlen…), wird er aber vermutlich wieder auf freiem Fuß sein, bevor er dann wegen seiner Handlungen und Äußerungen im Interview mit Michel Friedman (hoffentlich) wieder verurteilt wird.

Welches Interview? Na das, das ausgerechnet Vanity Fair abgedruckt hat…

Sammelklage Vorratsdatenspeicherung

Ich habe mich gerade der Sammel-Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz zur Einführung der Vorratsdatenspeicherung, das am 9.11.2007 im Bundestag verabschiedet wurde, angeschlossen.

Ich empfehle als Lektüre: 5-Minuten-Info: Vorratsdatenspeicherung

und als Aktion (wer hätte es gedacht?): Beteiligen Sie sich an der Sammelklage gegen die Vorratsdatenspeicherung (nur noch bis 24.12.2007)

Ausgerechnet Vanity Fair

Heute morgen stolperte ich über einen Blog-Artikel, dessen Titel meine Aufmerksamkeit erregte:
“Heil Hitler, Herr Friedmann” steht da.

Auch wenn der Autor/die Autorin des Artikels falsch zitiert (Michel Friedman schreibt sich nur mit einem n), ist doch sehr interessant, wovon er/sie berichtet, nämlich einem Interview, das für das Blatt Vanity Fair am 4. Oktober gehalten wurde: Michel Friedman interviewt Horst Mahler. Eine erstaunliche Gesprächszusammensetzung.

Die Form des Interviews, von Vanity Fair betitelt mit: “So spricht man mit Nazis”, ist umso erstaunlicher. Ist das Blatt, dessen Name etwa mit “Jahrmarkt der Eitelkeit” übersetzt werden kann, doch eher für seichtes Hochglanz-Celebrity-Entertainment bekannt.

Ich zitiere aus der Einleitung:

Soll man so ein Interview veröffentlichen? Hilft man damit einem Wahnsinnigen, andere anzustecken?
Nein. Neonazis hören Mahler zu, weil er ihren Irrsinn philosophisch veredelt. Er vertritt eine extreme Minderheit. Aber in Sachsen und in Mecklenburg-Vorpommern sitzt die NPD schon im Landtag.

Wir veröffentlichen dieses Interview, weil wir glauben, dass es eine bessere Bloßstellung der deutschen Rechtsextremen nie gegeben hat – auch wenn er Dinge sagt, die in Deutschland verboten sind: Mahler leugnet den Holocaust und benutzt den Hitler-Gruß. (Michel Friedman hat nach dem Interview als Privatperson Strafanzeige gegen Horst Mahler erstattet, Red.)

Die folgenden Passagen sind eine wortgetreue Wiedergabe des kompletten Gesprächs. Mahler hat darauf verzichtet, den Text vor der Veröffentlichung zu autorisieren. Wir haben darauf verzichtet, ihn sprachlich zu glätten.

Ich will auch gar nicht große Kommentare dazu abgeben, sondern nur die Empfehlung aussprechen, es zu lesen, auch wenn es viel ist. Der Spiegel mag es ja für einen “Tabubruch” halten, aber ich kann der Vanity Fair nur rechtgeben, dieses Interview zu veröffentlichen. Herr Friedman ist übrigens in Buchstabenform nicht halb so anstrengend wie im Fernsehen.

Besonders möchte ich Euer Augenmerk auf etwas lenken, was Friedman zum Schluss dann doch nicht thematisiert. Weiterlesen

Westerwelles Koalitionsrunde-Gag

Volker Pispers bezeichnet in der aktuellen Fassung seines Programmes Franz Müntefering als einen sehr geschätzten Kollegen im Kabarettisten-Fach.

Guido Westerwelle gibt sich jetzt anscheinend Mühe, das selbe Lob einzuheimsen. So sagte er gestern über den Ausgang der Koalitionsrunde:

“Diese Regierung wertet es schon als Erfolg, wenn eine Koalitionsrunde ohne Verletzte und gewaltfrei auseinandergeht.” zitiert laut Focus

Schon gar nicht schlecht, Herr Westerwelle! Das können Sie aber besser! So wie 2002, als Sie behaupteten “18” sei ein Wahlprogramm…

Na ja, vielleicht ist doch eher Hartmann von der Tann der neue Stern am Comedy-Himmel, der hat Sie ja damals in der “Berliner Runde” gefragt:

“Herr Westerwelle, sind 18 minus Möllemann sieben?”

Dem Steinbrück ihm sein Tacheles

Bisher war ja in der Oberetage der SPD Franz Müntefering derjenige, der sich ab und zu mal in der Öffentlichkeit verplapperte. Am schönsten bei einer Pressekonferenz am 19. August 2006 an der Seite von Frau Merkel:

“Wir werden als Koalition von allen Seiten an dem gemessen, was in Wahlkämpfen gesagt worden ist. Das ist unfair, weil es zwischendurch ein Ereignis gegeben hat, nämlich die Bundestagswahl und die daraus entstandene Koalition.”

Jetzt hat sicher Peer Steinbrück hat sich gesagt: Das kann ich auch! Und deshalb hat er bei Hart aber fair (WebTV) alle Spekulationen, dass es sich beim “Streit” zwischen Kurt Beck und Franz Müntefering nur um ein “Profilierungsinstrument“, “parteitaktische[s] Manöver” oder gar um einen “Fake” handle, ein Ende gemacht, indem er Ihnen recht gab:

“Sie können der SPD nicht abverlangen, einen Kurs weiterzuverfolgen, der sie in den Umfragen fast auf eine Marge zurückwirft, wo wir Mühe haben, in der Politik überhaupt noch vorzukommen.” (zitiert nach tagesschau.de)

Geht zwar kaum noch klarer, aber ich betätige mich doch so gern als Übersetzer:

Klar wollen wir weiter neoliberale Politik gegen unsere Wähler machen, aber Sie können doch nicht von uns verlangen, dies so konsequent und offensichtlich zu tun, dass die uns nicht mehr wählen!

P.S.: Das Wort Tacheles kommt übrigens vom jiddischen tachles was Zweck oder zweckmäßiges Handeln bedeutet. Ob Steinbrücks Aussage tatsächlich zweckmäßig war, kommt darauf an, wer sie gehört hat. Wenn sie von den neuen Verfechtern der Agenda 2010 wie Dieter Hundt gehört wird, sicherlich. Wenn sie von potentiellen SPD-Wählern gehört wird… weiß ich nicht.

Der Taxifahrer aus dem Parallel-Universum

Kennt Ihr Science-Fiction-Geschichten mit Parallelwelten? Wo alles fast ist wie in unserer Welt, die selben Personen vor allem, aber es ist doch alles anders? Die Guten sind böse und umgekehrt?

Der Taxifahrer, mit dem ich gerade unterwegs war, muss aus so einem Parallel-Universum stammen. In seiner Welt kann man nämlich auf einer Fahrt von der Hamburger Innenstadt nach Hamburg-Hamm die politische Lage in Deutschland etwa so zusammenfassen:

  • Jetzt mit der Angela geht wenigstens was.
  • Außerdem hat uns der Eichel 49 Milliarden Euro Schulden hinterlassen, während die Merkel alleine 2006 schon 17 MilliardenEuro€ Gewinn gemacht hat!
  • In der letzten Umfrage auf’m Videotext hatte die Linkspartei 47% !!
  • Wenn die Linkspartei drankommt, dann gute Nacht! Da kann ich mit meinem dänischen Nachnamen aber die Koffer packen! Wenn die das wieder genauso machen wollen wie ’33, lande ich glatt im KZ!
  • Manche heutige Politiker haben auch einfach so die Lager gewechselt! Der Weizsäcker war zum Beispiel früher in der SED! Ich habe eine Zeitung von 1948, da steht drin, dass der 1948 Obersturmbandführer bei der SS war. Und er ist nicht der einzige.
  • So da wären wir. Macht 13 fuffzich, schönen Abend noch.

Bahn – Deutsch, Deutsch – Bahn oder El Belegschaft unido jamás será vencido

Vor ein paar Tagen habe ich mir noch Gedanken darüber gemacht, ob die Bahn nicht neuen Logik-Konzepten experimentiert. Ich glaube, ich habe der Bahn da unrecht getan. Die sprechen einfach eine andere Sprache als wir. Das wurde mir klar, als ich diese Meldung auf tagesschau.de gelesen habe. Da sagt Frau Suckale:

“Wenn wir jetzt nachgeben, dann werden sich bald auch andere Berufsgruppen aus dem Sozialverbund Bahn lösen und die Belegschaft spalten”

Das heißt auf deutsch:

Wenn wir jetzt nachgeben, dann werden sich bald auch andere Berufsgruppen aus ihrer Letargie lösen und die Belegschaft wird sich vereinigen.

Ich verstehe noch nicht alles, was die Bahn so sagt, aber ich arbeite dran. Unsere Vokabelliste umfasst jetzt also:

  1. spalten = sich (solidarisch) vereinigen, zusammenschließen
  2. Sozialverbund Bahn = Ruhe geben

Ich bin ja Pädagoge, habe also einen Bildungsauftrag, daher:
Hausaufgabe

Ergänzen Sie die Vokabelliste um die Begriffe “Tarifeinheit” und “Standortnachteil” anhand der folgenden zwei Zitate (beide von Frau Suckale, zitiert nach der selben Meldung):

“Was wir jetzt erleben, bestätigt uns in unserer Überzeugung, dass wir nur bei Tarifeinheit als erfolgreiches Unternehmen bestehen können.”

“Wenn wir einmal zulassen, dass eine kleine Minderheit mit unverhältnismäßigen Mitteln überhöhte Forderungen durchsetzt und die Tarifeinheit sprengt, werden wir einen enormen Standortnachteil bekommen.”

A, wenn nicht A – Die Bahn und die Logik

In der klassischen Logik funktioniert der Satz “A, wenn nicht A” nicht. Er würde nämlich bedeuten, dass ein bestimmter Sachverhalt A gegeben ist, wenn er nicht Gegeben ist. Und das klappt ja nun aus offensichtlichen Gründen nicht.

Außer bei der Bahn. Die können das. Die können sagen:

Ja, liebe GDL, ihr bekommt einen eigenständigen Tarifvertrag, dieser muss sich aber “konflikt- und widerspruchsfrei in das DB-Gesamttarifsystem” einpassen.

Heißt also soviel wie: Eigenständiger Tarifvertrag ja, aber nur wenn er nicht eigenständig ist.

Sinn ergibt diese Aussage nur, wenn man davon ausgeht, dass die Bahn die GDL falsch verstanden hat. Falls die Bahn dachte, dass die GDL den selben Vertrag wie TransNet und die anderen haben wollen, ihnen aber wichtig ist, dass oben “Speziell für die GDL” draufsteht. Aber so viel Unverstand mag ich der Bahn nicht unterstellen. Bleibt also nur, dass die Bahn mit neuer Logik experimentiert.

Das wirklich Verwunderliche daran ist, dass so viele Menschen diese Logik zu verstehen scheinen…

P.S.: Das Bild ist übrigens schamlos von tagesschau.de geklaut, äh, herverlinkt…