Bevorzugt das Gehirn bestimmte Satzstrukturen?

Gibt es grammatikalische Strukturen, die unserem Gehirn mehr liegen als andere? Forscher der University of Chicago, genauer die Autoren des Aufsatzes “The Natural Order of Events: How Speakers of Different Languages Represent Events Nonverbally” glauben, Hinweise darauf gefunden zu haben.

Ihre Untersuchung:

  • 10 Personen, deren Muttersprache Englisch ist
  • 10 Personen, deren Muttersprache Mandarin-Chinesisch ist
  • 10 Personen, deren Muttersprache Spanisch ist
  • 10 Personen, deren Muttersprache Türkisch ist

Diesen 40 Personen wurden kurze Videosequenzen einfacher Tätigkeiten vorgeführt (z.B. eine Frau dreht einen Türknopf) vorgeführt.
Danach wurden sie gebeten, den Inhalt dieser Videosequenzen

  • erst sprachlich wiederzugeben
  • und dann nur mit Gesten.

Bei der sprachlichen Wiedergabe folgten die Versuchspersonen den grammatikalischen Regeln ihrer Sprache. Die Sprecher des Englischen, Mandarin und Spanischen formten Sätze in der Reihenfolge

Subjekt – Verb – Objekt (SVO-Form),

also zum Beispiel: “Frau – dreht – Türknopf“. In dieser Form würde der Satz auch in der deutschen Sprache gebildet werden.
Die Sprecher des Türkischen bildeten den Satz in der Form:

Subjekt – Objekt – Verb (SOV-Form),

also z.B. “Frau – Türknopf – dreht“.

Bei der non-verbalen Wiedergabe wendeten alle Sprecher eine Form unabhängig von der eigenen Sprache an. Nämlich die SOV-Form.

Daraus schließen die Autoren des Artikels, Weiterlesen

Wie behindernde Bedingungen entstehen

Ein schönes Beispiel dafür, wie behindernde Bedingungen entstehen, liefert uns die Bundesregierung: den ePass 2. Wem der Begriff so gar nichts sagt, der kann sich diese Video-Botschaft von Wolfgang Schäuble anschauen.

Wolfgang Schäuble und die Fingerabdrücke

Es geht um die elektronisch gespeicherten Fingerabdrücke. Herr Schäuble erklärt worum es geht:

“Der Vorteil von Fingerabdrücken ist, dass sie so einzigartig sind wie der Mensch selbst und dass sie maschinell geprüft werden können. Bei der Beantragung des Passes müssen die beiden Zeigefinger nur ganz kurz auf einen elektronischen Scanner gelegt werden, um die Fingerabdrücke zu erfassen. Bei einer biometrieunterstützten Kontrolle – z.B. am Flughafen – geht es ähnlich schnell: der vor Ort aufgenommene Fingerabdruck kann mit dem Abdruck im Chip verglichen werden.”

Mal von allen politischen Bedenken (insbesondere gegenüber der Glaubwürdigkeit der Behauptung, die gespeicherten biometrischen Daten würden nach der Speicherung auf dem Chip gelöscht und nicht an zentraler Stelle gespeichert) abgesehen, sind soziale Bedenken bei der Einführung des elektronischen Passes der zweiten Generation.

Die Aussage von Herrn Schäuble, dass Fingerabdrücke “maschinell geprüft werden können” ist nämlich nicht für alle Menschen korrekt. Der CCC Deutschland wies in einem Beitrag vom 16. Oktober darauf hin, “dass weit über 10% der Senioren damit rechnen müssen, keine erfassbaren Fingerabdrücke zu haben. […] Neben den Senioren werden auch intensiv mit den Händen arbeitende Menschen mit derartigen Benachteiligungen zu kämpfen haben.” Dazu kommen noch Menschen, die mit Hautkrankheiten oder allergischen Reaktionen zu kämpfen haben, und deren Fingerabdruck je nach akuter Situation der Haut auf den Fingerkuppen schwankt. Von Menschen, denen es schlicht und einfach an Händen fehlt, einmal ganz zu schweigen.

Diese Menschen erwartet, um es mit den Worten des CCC auszudrücken, “unweigerlich eine Diskriminierung durch verschärfte Kontrollen und lange Wartezeiten.”

Hier wird also eine biologische Abweichung von der Mehrheit in soziale Benachteiligung verwandelt.

Wer diesen letzten Gedanken nicht so ganz nachvollziehen konnte, dem lege ich die Lektüre des zweiten Kapitels meiner Diplomarbeit ans Herz. Und die gibt es hier.

P.S.: Auf die Videobotschaft Herrn Schäubles wurde ich übrigens durch netzpolitik.org aufmerksam.

Kühlaggregat für das Gehirn?

Eine vierköpfige Gruppe japanischer Wissenschaftler hat bei der WIPO einen Patentantrag für einen “brain-cooling apparatus to be buried in skull” (zu deutsch in etwa: Kühlungsapparatur, die in den Schädel eingepflanzt werden soll) eingereicht.

Das Problem, dass mit dieser Erfindung gelöst werden soll, stellt sich im “Abstract” des Antrages sinngemäß etwa folgendermaßen dar: Bei aussergewöhnlichen Erregungszuständen zerebraler Nervenzellen ( z.B. bei einem epileptischen Anfall) steigt die Temperatur der betroffenen Hirnregion an.
Die beschriebene Apparatur, soll nun das betreffende Areal kühlen. Die Apparatur besteht aus einem Kühler (in Form einer Metallplatte oder eines Drahtes), der in den Schädel eingepflanzt wird, einem Wärmerohr sowie einem Radiator. Das eine Ende des Wärmerohrs wird mit dem Kühler verbunden, das andere mit dem Radiator, der offenbar an der Schädeloberfläche befestigt werden soll.

Welche Wirkung sich die vier Antragssteller von dieser Kühlung versprechen, ist dem Abstract leider nicht zu entnehmen. Der vollständige Patentantrag selbst, mit den einzelnen Claims liegt leider nur auf japanisch vor, dass ich nicht beherrsche. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass Weiterlesen

GUI-Design via EEG-Analyse? Microsoft und die Hirnwellen

Anscheinend hat Microsoft für den Nachfolger von Vista einiges vor. Jedenfalls haben sie in den Staaten jetzt einen Patentantrag eingereicht, bei dem es um ein Verfahren geht, Hirnstrommessungen (EEG) auszuwerten, die bei der Bedienung von Computern vorgenommen wurden. Mit den ausgewerteten Daten will Microsoft in Zukunft wohl die Interaktion mit Computern optimieren.

Wie das Invention Blog von New Scientist berichtet, versucht die Redmonder Software-Schmiede wohl, damit das Problem zu umgehen, dass man schlecht über sich selbst und seine Arbeitsweise Auskunft geben kann, während man konzentriert mit genau dieser Arbeitsweise mit einem Computer interagiert.

Mal davon abgesehen, dass ich Ideenpatente wie dieses ablehne, hier noch ein Tip an Microsoft:

Wenn Sie eine möglichst den Bedürfnissen des Users angepasstes User-Interface entwickeln wollen, entwickeln Sie ein möglichst modulares Interface, bei dem der User selbst bestimmen kann, wie er mit dem Computer interagieren möchte. Vielfalt und Flexibilität sind die Zauberwörter. Falls Sie ein paar Ideen brauchen: http://www.freedesktop.org